Anita Sperling über die schönste Tortur der Welt

„Arschbacken zusam­men­knei­fen“ – das war mein Mantra und mei­ne Antwort für alle, die mich mit mit­lei­di­gem Blick frag­ten : „Wie schafft du das nur?“

Mein Kaderjahr 2010/​2011war kein Zuckerschlecken, kei­ne Frage : jeden Tag 4 Std. pen­deln, auf­ste­hen um 6 Uhr, von 9 – 18 Uhr arbei­ten, 3x die Woche Unterricht bis 21 Uhr, d.h. vor 23 Uhr war ich an die­sen Tagen nicht zu Hause. Ach und mei­ne 5‑jährigen Zwillinge habe ich im wachen Zustand ledig­lich am Donnerstag und Freitag nach der Arbeit sowie am Wochenende erlebt (vor­aus­ge­setzt wir hat­ten am Samstag kei­nen Unterricht).

Wenn ich zurück­bli­cke, weiß ich ehr­lich gesagt selbst nicht mehr, wie ich das hin­be­kom­men habe. Im Nachhinein ist es auch total egal. Was zählt ist, dass ich es geschafft habe – und zwar nicht nur mei­nen Texter-​Abschluss. Meine Ausbilderagentur hat mich ohne zu zögern über­nom­men, und das sogar einen Monat bevor mein Lehrvertrag aus­lief.

Ohne Kader wäre ich viel­leicht auch soweit gekom­men, aber ich hät­te nie die tol­len Menschen getrof­fen und nie so viel gelernt. Natürlich gab es Tage die schwer waren, aber die meis­ten Tage waren ein­fach nur schwer zu top­pen. Die Mitschüler und Dozenten sind, wie man auch von frü­he­ren Jahrgängen stän­dig hört, immer genau die Mischung, die man braucht, um ger­ne hin­zu­ge­hen.
Und des­halb war mein Kaderjahr 2010 in Düsseldorf auf jeden Fall eins : die schöns­te Tortur der Welt.

Anita Sperling, Kaderschülerin des 5. Jahrgangs in Düsseldorf, 2012/​213